Grüne Filmproduktion – Unsere 5 Tipps für den umweltfreundlichen Dreh

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Grüne Filmproduktion
Das große Thema, das unsere Generation wahrscheinlich ein Leben lang beschäftigen wird, ist die globale Erwärmung. Wenn nicht schnellstmöglich jeder, ob im Privathaushalt oder im beruflichen Alltag, bewusst auf nachhaltiges Handeln achtet, sind der Klimawandel und die damit verbundenen Naturkatastrophen nicht mehr aufzuhalten.
 
Umso wichtiger ist es, dass wir alle mitmachen, insbesondere in der Filmbranche.
 
Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit an den meisten Sets großer Film- und Fernsehproduktionen in Deutschland leider fast gar keine Rolle spielen. Grund dafür sind vor Allem die Kosten, da ein Dieselgenerator leider meist günstiger ist, als ein Stromanschluss vor Ort. Kenner der Branche haben daher große Zweifel am Konzept des grünen Drehs, da die Auftraggeber nicht dazu bereit sind, die höheren Kosten in Kauf zu nehmen.
 
Aber ist grünes Drehen wirklich so teuer, wie alle sagen? Wir haben es ausprobiert: In Kooperation mit Studenten der „ecosign/Akademie für Gestaltung“ und der Filmförderung Hamburg/Schleswig-Holstein (FFHSH) haben wir den Kampagnenfilm „Flusshilde – Ein ökologisches Märchen“ produziert. Der Film handelt nicht nur vor der Kamera von Themen wie Ufer- und Gewässerschutz, auch hinter den Kulissen haben wir neue Konzepte ausprobiert, um den Dreh so grün wie möglich zu gestalten.
 
Unsere Erfahrungen aus der mit dem „grünen Drehpass“ ausgezeichneten Produktion möchten wir Ihnen mit unseren 5 Tipps zum Thema grüne Filmproduktion mitgeben.

Tipp 1: Mülltrennung

 
Es ist eigentlich so einfach, aber dennoch an den meisten Sets noch nicht der Standard: Mehrere gekennzeichnete Müllsäcke am Set, um eine vernünftige Trennung zu gewährleisten, macht bereits einen sehr großen Unterschied. Recycling bringt keinen größeren Aufwand, kostet nichts und schont die Umwelt.
 

Tipp 2: Verzicht auf Einweg

 
Während unseres Studiums waren wir es gewohnt, bei all unseren Projekten auf Mehrweg-Produkte zu setzen. Allerdings nicht nur aus Umweltgründen, sondern vor allem aufgrund der geringeren Kosten. Wenn sich jedes Crewmitglied für jeden Kaffee einen neuen Becher nimmt, wie es an den großen Sets oft der Fall ist, geht dies deutlich mehr ins Geld als beschriftete Mehrwegbecher, die am Ende des Drehtages einfach schnell gespült werden können.
Auch für Plastikflaschen gibt es Alternativen: Mehrwegflaschen aus Aluminium z.B. lassen sich oft mit einem einem Karabiner am Gürtel befestigen und sind somit bestens für die Arbeit am Set geeignet.
 
Aber auch außerhalb des Caterings kann auf Einweg verzichtet werden: Kostüme und Requisiten müssen nicht immer neu gekauft werden. In fast jeder großen Stadt gibt es einen entsprechenden Verleih, der keine Wünsche offen lässt. Ist das zu teuer oder das gewünschte Stück nicht verfügbar? Dann kann ein Blick in die örtlichen Second Hand Läden nicht schaden. Dort bekommt man sehr günstig Kostüme und Requisiten, die durch den vorherigen Gebrauch nicht nur nachhaltiger sind, sondern auch deutlich realistischer im Film aussehen. Außerdem eigenen sich diese Orte auch gut, um nach dem Dreh alles wieder zu verkaufen.
 
Und auch bei den technischen Abteilungen gibt es inzwischen Lösungen, um den anfallenden Müll zu reduzieren. Bei der Produktion von „Flusshilde“ wurde uns vom Kölner Lichtverleih Maier Bros. das neue „Pappstyro“ zur Verfügung gestellt – Eine umweltfreundliche und komplett recycelbare Alternative zum klassischen Styroporreflektor.
 

Tipp 3: Reduktion von Reisen

 
25 Personen im Team = 25 Autos? Das muss nicht sein! Besonders bei kleineren Teams ist es sinnvoll, vorab eine Fahrten-Disposition zu erstellen und zu prüfen, wie man Fahrgemeinschaften bilden kann um leere Autos so gut es geht zu vermeiden. Dabei hilft es auch, über Ecken zu denken. Bei „Flusshilde“ fuhr zum Beispiel ein Teammitglied zunächst mit der Bahn in eine andere Stadt, die auf dem Weg eines anderen Mitglieds lag, von wo aus dieser dann mitgenommen wurde.
 
Innerhalb von Großstädten sollte zudem komplett auf Fahrten mit dem Auto verzichtet werden. Die Anbindung der öffentlichen Verkehrmittel ist hier meist gut genug, um alle umweltschonend zum Set zu bringen und es spart viele Nerven bei der Parkplatzsuche.
 
Sollte keine Haltestelle in der Nähe des Sets sein, kann eine Shuttle-Verbindung mit einem PKW zwischen Haltestelle und Set eingerichtet werden.
 
Diese Maßnahmen sparen nicht nur viel CO2 ein, sondern auch einiges an Fahrtkosten für das gesamte Team.
 

Tipp 4: Mehr LED, weniger KW/h

 
Die größten Stromfresser am Set sind mit Abstand die Lampen. Mit allen Lampen zusammen ist ein Verbrauch von 50 Kilowatt keine Seltenheit. Zum Vergleich: Ein Föhn verbraucht ca. 2 Kilowatt, er läuft aber im Regelfall auch nicht den ganzen Tag.
 
Braucht man diese Strommengen wirklich, um einen Film gut zu beleuchten? Manchmal ist die Antwort tatsächlich: ja. Zum aktuellen technischen Stand sind große Halogen-Lampen zum Beispiel in Fällen, in denen die Sonne durch große Fenster simuliert werden soll, unersetzlich. Aber das gilt eben nur für diese besonderen Fälle.
 
Inzwischen gibt es auf dem Markt eine große Menge an Alternativen aus der LED-Technik. Diese Lampen schaffen es, die gleiche Leistung wie Ihre Schwestern aus dem Halogen-Bereich mit deutlich weniger Stromverbrauch zu bringen. Die von uns verwendeten 60W LEDs bringen zum Beispiel eine ähnliche Leistung wie eine 1KW Halogenlampe. Auch wenn Halogenleuchten wie die Arri 6KW oder 10KW noch nicht durch LED ersetzt werden können, gibt es für die kleineren Einheiten inzwischen durchaus gute Alternativen, die hoffentlich bald zum Standard in der deutschen Filmbranche werden.
 
Zurzeit geht der Umstieg auf LED noch sehr schleppend voran: Erste Produktionen arbeiten ergänzend mit den Arri Skypanels, Astera Tubes oder kleineren LED-Panels, einen echten Ersatz für die Strahler stellen diese jedoch meist noch nicht dar. Die Kosten sollten dabei nur eine untergeordnete Rolle spielen. Auch wenn Arri Skypanels verhältnismäßig teuer sind, gibt es bereits hochwertige LED-Strahler anderer Marken zu einem geringeren Preis als gleichwertige Halogen-Leuchten.
 
Wichtig ist aber auch, woher der Strom für die Lampen überhaupt kommt. Im Optimalfall wird alles mit Ökostrom betrieben, bedingt durch das Motiv ist das aber natürlich nicht immer möglich. In jedem Fall sollte aber auf schmutzige Generatoren wann immer es geht verzichtet werden. Zum einen um die Umwelt zu schützen, zum anderen aber auch um die Luftqualität in der Umgebung, besonders in bewohnten Gebieten, nicht zu verschlechtern. In Wohngebieten gibt es zudem immer auch die Möglichkeit mit den Anwohnern ins Gespräch zu gehen, um aus einem der Wohnhäuser den benötigten Strom zu erhalten. Vorteil der LED-Technik: Durch den geringen Verbrauch reicht eine normale Steckdose für die meisten Lampen vollkommen aus. 

Tipp 5: Regional Essen

 
Für die Produktion unserer Lebensmittel wird eine hohe Menge CO2 ausgestoßen, viel Wasser verbraucht und teilweise sogar der Regenwald abgeholzt. Um dem entgegenzuwirken können wir alle etwas tun, indem wir unsere Nahrungsmittel regional beziehen,sowohl privat als auch am Set.
 
Bei den Arbeiten an „Flusshilde“ wurden wir von den Unternehmen „Bunte Burger“ und „Himmel un Aad“ unterstützt, die unser Team mit regionalen Produkten versorgt haben. Ein regionales Catering ist sicherlich etwas kostspieliger als das herkömmliche Filmcatering, macht aber einen großen Unterschied, auch in der Qualität, der sich lohnt.
 
Außerdem halten wir es mit Blick auf die CO2-Produktion in der Tierhaltung für sinnvoll, eine größere Auswahl an vegetarischen und vegan Gerichten zur Verfügung zu stellen.
 
Beim Film ist es oft üblich, mehr Essen zu produzieren als benötigt wird, um stets eine gute Versorgung des Teams zu gewährleisten. Dieser Gedanke ist prinzipiell auch nicht falsch, nur sollte das überschüssige Essen nach Drehschluss auf keinen Fall im Müll landen. Teammitglieder oder gemeinnützige Vereine in der Umgebung freuen sich immer über kleine Spenden. Das kostet nichts, bringt kaum einen Mehraufwand und verringert die Lebensmittel-Verschwendung.

Unser Fazit

 
Sicherlich werden wir mit der grünen Filmproduktion nicht im Alleingang die Welt retten und es ist bestimmt auch noch deutlich mehr möglich, als wir hier aufgezählt haben. Dennoch haben wir festgestellt, dass viele kleine Dinge schnell, einfach und kostengünstig umsetzbar sind, um bereits einen kleinen Unterschied zu machen.
 
Wir beim FilmOrbit setzen auch weiterhin auf umweltfreundliche LED-Technik, versorgen unseren Firmensitz mit Ökostrom und bemühen uns, unsere Arbeit so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Denn jeder zählt, jeder macht einen Unterschied.
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